BH1-Prüfung in Wädenswil 4. November 2012
Bericht von Teilnehmer Kurt Utzinger mit Megi

Ein Versuch, diesen denkwürdigen Sonntag zu schildern.

Vorab: wer Hundesport betreibt und an Prüfungen geht, muss damit leben, dass die Nacht davor an guten Schlaf nicht zu denken ist und um 05.00 Uhr oder früher Tagwache angesagt ist.

Gespannte Fröhlichkeit herrscht um 07.00 Uhr in der Klubhütte. Bei Kaffee und Gipfeli erfolgt die Einteilung der Teilnehmenden in Gruppen. Wir 14 BH1 Absolventen fahren ins Gelände. Als Startnummer 2 muss ich zur Nasenarbeit antreten. Welcher Teufel hat mich geritten, das Fähnlein um 90° richtungsverkehrt zu setzen und meine Hundedame in die falsche Richtung zu schicken, statt sie selbst entscheiden zu lassen, wo es lang geht? Auf dem völlig falschen Pfad war natürlich nichts zu finden ... erst der anschliessende Tadel des Richters macht mir bewusst, was für einen Mist ich gebaut hatte. 08.10 Uhr: BH1 Prüfung schon nicht bestanden; dem Hundeführer gehört eins an die Birne geknallt. Die Enttäuschung ist gross, aber noch kein Frust, zumal es weiteren Teams aus anderen Gründen ebenfalls nicht besser geht.

Nach Rückkehr auf den Hundeplatz war nun mein einziges Ziel: mit Elan und gut weitermachen bei der Unterordnung und Führigkeit. Die nächste Disziplin Ablegen frei in der Unterordnung mit sieben Hunden läuft. Nach knapp 3 Minuten traben auf der Strasse hinter den Hunden zwei Pferde mit frei laufenden Hunden vorbei. Megi, meine bezüglich Umgebung immer total auf Draht befindliche Hundedame mit Jagdtrieb, die Pferde kennt und liebt ... bleibt dank meiner Anspannung brav liegen. Oops, nochmals gut gegangen, welche Erleichterung. Diese währt allerdings nur gerade mal rund 30 Sekunden. Dann springt Megi blitzschnell auf und prescht an den Hundeführern vorbei den Hang hinauf. Ich glaub, mich trifft der Schlag, blicke rückwärts und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da jagt doch von der Krete her ein Airdale Terrier zwei Rehe quer den Hang hinunter, über die Strasse und die unten liegende Wiese in den Wald hinein ... gefolgt von "Jagdhund" Megi. Welche Aufregung bei Richter, BH1 Absolventen und Zuschauern, bekommt man doch ein solches Schauspiel nur alle 50 Jahre - wenn überhaupt je - zu sehen. Nach 45 Minuten war meine Schäfermix-Hundedame wieder bei mir, zu Tode erschöpft und mit enorm schlechtem Gewissen.

Am besten wäre nun wohl Prüfungsabbruch und Nichtwertung gewesen, doch meine Ordnerin wie auch Richter Jakob Ammann ermuntern mich, weiterzumachen, um Erfahrungen zu sammeln. Dass anschliessend nichts mehr richtig läuft mit müdem Hund und insbesondere einem Hundeführer, dem es nicht gelingt, seine Emotionen wieder in normale Bahnen zu lenken, ist schon fast selbstverständlich. Verfolgen wir also mit Scham und hoffentlich etwas Verständnis den Rest dieses katastrophalen Prüfungstages: Nach 10 Pkt bei der Nasenarbeit und doch noch 12 Pkt beim Ablegen frei, gibt es nur 12 Pkt bei der wenig optimalen Leinenführigkeit, magere 6 Pkt bei Folge frei mit einem 1.5 m hinter mir her schleichenden Hund, 17 Pkt für Setzen/Legen und nur 14 Pkt beim Apportieren --->Fazit: nur 61 Punkte in der Unterordnung, also ebenfalls ungenügend. In der Führigkeit scheint es endlich besser zu laufen: 18 Pkt beim Durchgehen einer Personengruppe, 21 Pkt beim Abrufen, 25 Pkt beim Hochsprung ... und 0.0 Pkt beim Weitsprung, wo Hundedame Megi völlig unerwartet das erste Mal nach langer Zeit schlicht und einfach verweigert. Und statt nochmals anzusetzen - wozu ich mit Abzug das Recht gehabt hätte - beende ich die Übung mit der Grundstellung --->Fazit: nur 64 Punkte in der Führigkeit, also auch hier ungenügend und somit nicht bestanden in allen drei Sparten. (Rangliste)

Ein Versagen in allen drei Sparten hat es - wie ich am nächsten Tag feststellen musste - an keiner BH1-Prüfung in der Schweiz im Jahr 2012 gegeben. Nach dieser dümmlichen Internetsuche mit einem traurigen Schweizer-Rekord war mein Frust so gross, dass ich mit dem Hundesport aufhören wollte. Nur dank gutem Zureden einiger Vereinsmitglieder und deren Schilderungen von schlechten und verpassten „Grosstaten“ bin ich weiterhin mit dabei in der Hoffnung, es möge nächstes Mal besser klappen.